Donnerstag, 4. Juni 2015

FRONLEICHNAM

Es hat sehr viele Jahre gedauert, bis ich dieses katholische Fest verstanden habe. Und nicht durch die Katholische Kirche selbst, sondern über den "Umweg" Continuum Movement.
Als Kind habe ich dieses Fest, mit prunkvollen Prozessionen, Altären und Blütenteppichen geliebt.
Meine Oma väterlicherseits hat jedes Jahr einen dieser Altäre am Fuß der langen Sandsteintreppe, die zum ihrem Haus hinauf führte, geschmückt.
Dann, später wurde mir das Fest, das einen toten Körper verehrt,  extrem unheimlich, zumindest vom Namen her.
Erst viele Jahre später, irgendwann Mitte der Nuller-Jahre, in der Zeit, in der ich sehr intensiv Continuum Movement studierte, blitzte es mir während eines Fronleichnamsgottesdienstes, in dem der Priester bei der Wandlung eine riesige Hostie in die Höhe hielt, in den Kopf:
Dieses Fest feiert die Zelle als Ursprung allen Lebens - just zu Beginn des Sommers, wenn die Natur ihren Höhepunkt erreicht.
(Ich bin nicht sicher, ob die katholische Priesterwelt mit dieser Lesart einverstanden wäre, aber das ist eine andere Sache).

2008 entstand der Zyklus BlackmeetsWhite, bestehend aus 21 kleinformatigen, leinenbespannten Keilrahmen in der Größe 30x30 cm und einem großen Tryptichon.
Das Herz der kleinformatigen Leinwände ist wiederum ein Tryptichon, bestehend aus Black, White und BlackmeetsWhite, alle 3 Motive sind mit Perlgarn ins Leinen gestickt.


Ute Brönner, BLACKMEETSWHITE, 2008 
je 30x30 cm, Perlgarn auf Leinwand


2012 war ich im Sommer im Museo del Patriarca in Valencia, in dem es u.a. wundervolle El Grecos zu bewundern gibt.
Aber bewusst an diesem Tag hing anstelle von El Greco da ein anderes Bild, entstanden vermutlich viel früher. Ein Mysterienbild in gedeckten Farben, mit einer Monstranz in der Mitte, deren goldene Strahlen die Form von Spermien hatten, welche in die Hostie eindrangen und sich mit den Strahlen des Himmels verbanden. Ich ging fast in die Knie vor diesem Bild.
Es war nicht leicht, darüber Auskunft zu bekommen, da es erst vor wenigen Wochen aus einem Kloster ins Museum gekommen war und es noch keinerlei Forschung darüber gab. Es hing dort als Ersatz für El Greco, der für eine Wanderausstellung ausgeliehen war.
Das Gemälde ist mir seither nicht aus dem Kopf gegangen. Ich habe nie ein dichteres Bild über das Mysterium des Lebens gesehen.